20. Januar 2025, 19 Uhr
Studentisch-Selbstverwalteter Raum (SSR)
Adam-Kuckhoff-Straße 34a, 06108 Halle (Saale)
Zeit ist etwas, das gespart oder erworben werden kann und möglichst effizient genutzt werden sollte. Zeitersparnisse in der Produktion von Gütern führen nicht automatisch zu mehr Freizeit, sondern zu erhöhten Anforderungen im Beruf und an die so genannte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Freie Zeit steht aber nicht allen gleich zur Verfügung. Sie ist ungleich verteilt und hängt ganz maßgeblich von Geschlecht, Herkunft und ökonomischer Lage ab. Wegen der ungerechten Verteilung von Haus- und Sorgearbeit, sind vor allem Frauen davon betroffen und leiden am meisten unter Zeitarmut.
Der Vortrag führt in (queer)feministischen Zeittheorien ein und beleuchtet, wie Zeit mit Kapitalismus, Patriarchat und Heteronormativität zusammenhängt. Darüber hinaus werden Ansätze feministische Zeitpolitik vorgestellt, die auf Arbeitszeitverkürzung und auf die Herstellung von Zeitgerechtigkeit durch eine gerechte(re) Aufteilung von Lohn- und Sorgearbeit und damit ein besseres Leben für alle Menschen abzielen.
Dr. Friederike Beier ist Politikwissenschaftler*in und wissenschaftliche Mitarbeiter*in im Arbeitsbereich Gender & Diversity am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin. Sie beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit queer-feministischen, materialistischen und dekolonialen Theorien zu Zeit, Geschlecht und Arbeit. Zuletzt ist von ihr der Sammelband ‚Materialistischer Queerfeminismus. Theorien zu Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus‘ im Unrast Verlag erschienen. Friederike Beier wohnt in Berlin (der Stadt der langen Wege), leistet Sorgearbeit und hat deshalb nie genug Zeit.